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Gendergerechte Sprache

Die Freie Universität Berlin ist schon lange bemüht, Geschlechtergerechtigkeit unter anderem durch die Stärkung von Inklusion in der Sprache zu fördern. Die gleichberechtigte Teilhabe aller Geschlechter und die Stärkung der geschlechtlichen Selbstbestimmung von trans*, inter* und nichtbinären (TIN*) Universitätsmitgliedern sind Ziele sowohl des Diversity-Konzepts als auch des Gleichstellungskonzepts der Freien Universität. Diese Ziele werden auch durch eine respektvolle Sprache und Ansprache der Universität verfolgt – eine Sprache, die inklusiv ist und alle miteinschließt. Deswegen hat sich die Freie Universität verpflichtet, in ihrer offiziellen Kommunikation eine geschlechtersensible Sprache zu verwenden. Diese spiegelt das Bewusstsein für die Vielfalt der Geschlechter und trägt dazu bei, dass sich alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht und/oder ihrer geschlechtlichen Identität, angesprochen und repräsentiert fühlen.

Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter und -inklusiver Sprache in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität Berlin

Auf Grundlage der Empfehlungen einer statusgruppenübergreifenden Arbeitsgruppe hat das Präsidium folgende Regelung 2022 beschlossen:

  • In der Kommunikation werden grundsätzlich alle geschlechtlichen Identitäten berücksichtigt, es sei denn es sind nur bestimmte Geschlechter gemeint.
  • Wenn Gruppen adressiert werden oder wenn die gewünschte Anrede von Personen unbekannt ist, wird eine geschlechtsneutrale Anrede verwendet.
  • Bei automatisiert erstellten Formularen, Bescheinigungen und Schreiben wird „Guten Tag Vorname Nachname“ oder „Guten Tag Prof. bzw. Dr. Vorname Nachname“ verwendet
    (in anderen Situationen sind auch weitere Anredeformen möglich, Hauptsache inklusiv)
  • Wenn Geschlechtsidentität, präferierte Pronomen oder Selbstbezeichnung einer Person bekannt sind, wird angestrebt, diese bei der individuellen Kommunikation zu berücksichtigen (d.h. wenn bekannt ist, dass eine Person als Frau oder Herr angesprochen werden will, ist dies natürlich möglich).
  • Zur sprachlichen Gleichbehandlung aller Geschlechter werden sowohl geschlechtsneutrale Bezeichnungen (z.B. Partizipien und Passivformen) als auch der Genderstern * (Asterisk) verwendet (in der mündlichen Sprache wird der Genderstern als glottaler Plosivlaut gesprochen, wie z.B. in der Aussprache des Wortes Spiegelei).
  • Sprachbilder, Zuschreibungen, Redewendungen und Bildsprache, die sich auf Geschlechterstereotype beziehen und diese reproduzieren, werden vermieden

Diese Regelung gilt für die offizielle Kommunikation der Freien Universität Berlin. Dazu gehören insbesondere:

  • Offizielle Kommunikation der zentralen Verwaltungs- und Organisationseinheiten sowie Gremien in Wort und Schrift (zum Beispiel Rundschreiben, Massenmails und formale Mitteilungen)
  • Stellenausschreibungen und -besetzungen sowie alle Vorgänge der Personalverwaltung
  • Satzungen, Ordnungen und alle anderen rechtlichen Regelungen
  • Formulare, Vorlagen, Bescheinigungen und Abschlussdokumente
  • Urkunden und Auszeichnungen
  • IT-Systeme, Ausschreibungen und Beschaffungsvorgänge
  • Zentrale Webseiten und andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit der Universität als Gesamtes sowie des Präsidiums

Wundern Sie sich allerdings nicht, wenn Sie Beispiele von Formulierungen finden, die noch nicht inklusiv sind. Die vielen bestehenden Vorlagen, Webseiten, etc. werden nach und nach von den zuständigen Arbeitsbereichen angepasst.

Diese Regelung gilt nicht für die individuelle Kommunikation einzelner Mitarbeitenden, Studierenden oder dezentraler Einrichtungen, sondern dient dort nur als Anregung.

Hintergrund/Erarbeitung der Regelung

Forderungen zum Abbau der strukturellen Diskriminierung von trans*-, inter*- und nicht-binären (TIN*) Menschen werden schon lange außerhalb wie innerhalb der Freien Universität Berlin formuliert. Die gleichberechtigte Teilhabe aller Geschlechter und die Stärkung der geschlechtlichen Selbstbestimmung von TIN*-Universitätsmitgliedern sowie die Sensibilisierung für Geschlechtervielfalt und die Bedarfe von TIN*-Personen sind Ziele sowohl des Diversity-Konzepts als auch des Gleichstellungskonzepts der Freien Universität.

Zudem schreibt das Personenstandsgesetz seit 2018 vier Optionen beim Geschlechtseintrag vor (männlich, weiblich, divers, keine Angabe). Und auch das im September 2021 in Kraft getretene Berliner Hochschulgesetz (Gesetz zur Stärkung der Berliner Wissenschaft) verpflichtet die Universität zur Berücksichtigung der Bedarfe von Menschen mit unterschiedlichen geschlechtlichen Identitäten bei der mündlichen und schriftlichen Ansprache.

Da nicht-binäre Menschen durch eine männliche oder weibliche Sprachform ausgeschlossen werden, soll die offizielle Kommunikation der Freien Universität angepasst werden. Durch eine Ansprache, die alle Geschlechter umfasst, tragen wir zu einem respektvollen Miteinander und einem diskriminierungsarmen Lehr-, Lern- und Arbeitsumfeld bei. Viele Mitarbeitende bemühen sich bereits um gendergerechte Sprache. Bislang gab es jedoch keinen einheitlichen Umgang dazu an der Freien Universität und somit auch Unsicherheit.

Um dem vorhandenen Bedarf an Orientierung und einer klaren Regelung zur Formulierung offizieller Kommunikation zu begegnen, wurde im März 2021 eine statusgruppenübergreifende Arbeitsgruppe damit beauftragt, Empfehlungen für die Freie Universität Berlin zu erarbeiten. Die Arbeitsgruppe bestand aus Vertreter*innen von Interessensvertretungen, Gremien und Verwaltungseinheiten und Expert*innen für diskriminierungsfreie beziehungsweise gendergerechte Sprache sowie weiteren Universitätsangehörigen mit Kenntnissen im Themenfeld gendergerechte Sprache, die ihr Interesse, mitzuarbeiten, auf einen Aufruf über die Diversity-Mailingliste hin bekundet hatten.

Diese Arbeitsgruppe wurde auch von einer anderen Arbeitsgruppe beraten, die sich seit 2020 mit Fragen zum Namens- und Geschlechtseintrag in den digitalen Systemen der Freien Universität befasst hat. So wurde sichergestellt, dass die Regelung erfolgreich, zeitnah und möglichst ressourcenschonend technisch umgesetzt werden kann.

Auf Grundlage der Empfehlung der Arbeitsgruppe Gendergerechte Sprache hat das Präsidium 2022 eine Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter und -inklusiver Sprache in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität Berlin beschlossen.

Häufige Fragen und praktische Umsetzung

Über das Für und Wider gendergerechter Sprache, vor allem aber über konkrete Regelungen zur Umsetzung von gendergerechter Sprache wird engagiert und oftmals kontrovers diskutiert. Für manche Mitarbeitende ist diese Sprachregelung bereits Alltag, aber für andere ist sie noch ungewohnt, und es bestehen Fragen.

In der folgenden Übersicht greifen wir einige Fragen, Anregungen und Bedenken auf. Die Antworten legen die Haltung der Freien Universität zu gendergerechter Kommunikation dar.

 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass es in Universitäten oder Unternehmen für die offizielle Kommunikation ungeschriebene oder auch schriftliche Vorgaben gibt – etwa zur Förmlichkeit der Kommunikation und zur Ansprache. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Kommunikation der Organisation einheitlich ist und ihrem Selbstverständnis angemessen.

Sehr viele Mitarbeitende der Freien Universität kommunizieren bereits gendergerecht, aber auf jeweils unterschiedliche Weise. Schon lange wird gefordert, eine Regelung einzuführen, die klare Orientierung für die Praxis bietet. Die 2022 eingeführte Regelung zu gendergerechter Sprache in der offiziellen Kommunikation der Universität bietet diese Orientierung.

Immer wenn Mitarbeitende offiziell – also im Namen der Freien Universität Berlin – kommunizieren, wird also erwartet, dass die beschlossenen Regeln zur gendergerechten Sprache angewendet werden. Wenn Mitarbeitende individuell kommunizieren, also beispielsweise E-Mails an einzelne Personen schreiben oder Aufsätze im eigenen Namen verfassen, wird das Gendern nicht vorgeschrieben – solange keine Personengruppe kommunikativ ausgeschlossen wird (es sei denn, es ist im konkreten Fall ausdrücklich nur ein bestimmtes Geschlecht gemeint). Grundsätzlich gilt, dass alle Mitglieder der Freien Universität dazu verpflichtet sind, sich so zu verhalten, dass niemand diskriminiert wird und dass alle ihren Beitrag dafür leisten, dass die Universität ein diskriminierungsfreier und diversitätsgerechter Ort ist.

Wir hoffen, dass die Regeln mit der Zeit für alle so selbstverständlich werden, dass sie sie nach und nach auch in der individuellen Kommunikation übernehmen. Einige Formulierungen mögen zunächst ungewohnt sein, und es ist uns bewusst, dass es Zeit braucht, sich an neue Regeln in der Kommunikation zu gewöhnen. Auch wird es Zeit brauchen, bestehende Vorlagen etc. anzupassen.Wir wissen aber auch, dass die Mitarbeitenden der Freien Universität Berlin qualifiziert, interessiert und offen sind und sich täglich mit wesentlich komplizierteren Themen und Arbeitsabläufen beschäftigen.

Wir freuen uns, dass gendergerechte Sprache oftmals bereits statusgruppenübergreifend verwendet wird. Es gibt natürlich verschiedene Arten, inklusiv zu schreiben, und in Ihrer individuellen Kommunikation können Sie so gendern, wie Sie möchten – solange Sie als Mitglied der Freien Universität in Ihrer Kommunikation niemanden ausschließen.

Eine Arbeitsgruppe der Freien Universität hat sich mit den verschiedenen Möglichkeiten befasst und Empfehlungen formuliert, die die Grundlage der Regelungen für die offizielle Kommunikation der Universität bilden. Es geht darum, durch einheitlich angewandte Regeln die bisherige Praxis zu stärken und unserer Vorbildfunktion nachzukommen. Laut Veröffentlichungen des Rats für deutsche Rechtschreibung ist der Genderstern die am häufigsten verwendete Kurzform und kommt so dem Wunsch nach einem Zeichen, für das ein großer Konsens besteht, am nächsten. Auch der Bericht der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik spricht sich fürs Gendern aus und empfiehlt den Genderstern.

Zudem ist davon auszugehen, dass Doppelpunkt und Unterstrich in der Regel für sehbehinderte Menschen schlechter erkennbar sind als das Sternchen, auch deshalb spricht sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. dafür aus, im Falle von Kurzformen den Genderstern zu nutzen.

Die neue Regelung der offiziellen Kommunikation soll die bereits gelebte inklusive Praxis, die sich an unserem Leitbild und unseren Diversity-Zielen orientiert, weiter vereinfachen. Die Regelung bietet eine einheitliche und transparente Orientierung.

Auch wenn die praktische Umsetzung gendergerechter Sprache für manche zunächst vielleicht ungewohnt ist und dazu führt, dass nachgedacht werden muss, wie etwas inklusiv formuliert werden kann, sind wir zuversichtlich, dass alle Mitarbeitenden sich die Regelung zur gendergerechten Sprache gut aneignen können. Niemand erwartet, dass es sofort klappt, und auch das gehört zum Lernprozess.

In der mündlichen Sprache wird der Genderstern übrigens als glottaler Plosivlaut oder Glottisschlag gesprochen (Englisch: glottal stop), also eine Micro-Pause, wie z.B. in der Aussprache des Wortes „Spiegelei“.

Praxisbeispiele

Hier finden Sie einige Beispiele, wie die Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter und -inklusiver Sprache in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität Berlin in der Praxis umgesetzt werden kann.

Anrede: Erstansprache einer Person bei unbekannter Geschlechtsidentität/Pronomen/ Selbstbezeichnung

  • Guten Tag Ana Aydem (zu verwenden auf Vorlagen für automatisiert erstellte Dokumente)
  • Guten Tag Prof. Dr. Ana Aydem (auch verwendbar auf Vorlagen für automatisiert erstellte Dokumente)
  • Liebe*r Ana Aydem
  • Sehr geehrte*r Ana Aydem
  • Guten Morgen Prof.*in Dr.*in Aydem
  • Englisch: Dear Ana Aydem

Anrede bei Gruppen

  • Sehr geehrte Dekanatsmitglieder
  • Sehr geehrte Kolleg*innen
  • Liebe Studierende
  • Liebe Absolvent*innen / Mitarbeiter*innen
  • Liebe Angehörige / Mitglieder der Freien Universität
  • Sehr geehrte Konferenzteilnehmende / Dozierende / Bewerber*innen
  • Sehr geehrtes Team des Studierendenservice

Stellen-/Funktionsbezeichnungen

Achtung: Bei Ausschreibungen wird die Stellenbezeichnung immer von "(w/d/m)" gefolgt.

  • Lehrkraft / Lehrende
  • Tierpflegekraft
  • Fachkraft für Übersetzung / Übersetzungsfachkraft
  • Teamleitung / Abteilungsleitung / Person mit Leitungsfunktion
  • Sachbearbeiter*in / Referent*in
  • Beschäftigte*r
  • Mitarbeitende für XY
  • Wissenschaftliche Mitarbeiter*in
  • Projektstelle XY
  • Aufsichtsperson
  • Stellvertretung

Stellenausschreibungen

  • Wir suchen eine qualifizierte Person für folgende Aufgaben …
  • Wir suchen qualifizierte Verstärkung für den Arbeitsbereich XY
  • Unterstützung für das Projekt XY gesucht.

Inklusive Formulierungen durch die Substantivierung von Adjektiven oder Partizipien

  • Die Anwesenden haben dem Vorschlag zugestimmt.
  • Studierende sind gerne an der Freien Universität.

Inklusive Formulierungen durch geschlechtsneutrale Wortendungen

  • Die Ansprechperson für die Reinigungskräfte ist nicht im Haus.

Inklusive Formulierungen durch Kollektivbezeichnungen und Pluralformen

  • Das Forschungsteam stellt den Antrag.
  • Betroffene Beschäftigte können sich auch an ihre Vorgesetzten wenden. Diese sollen …

Inklusive Formulierungen durch Adjektive

  • Die angeklagte Person stimmte zu.
  • Die beratende Person unterliegt der Schweigepflicht.

Inklusive Formulierungen durch Passivformen

  • Bei der Zulassung zur Prüfung ist nachzuweisen... (statt "er oder sie muss nachweisen")
  • Wer zugelassen werden will, muss ein Zeugnis vorlegen.
  • Das Buch wurde herausgegeben von A. Kahn (statt "Herausgeber des Buchs ist …")

Inklusive Formulierungen durch Verwendung des Gendersterns

  • Die Studierende kann sich auch an die*den Studiendekan*in des Fachbereichs wenden.
  • Die*der Dozent*in soll jede*n Einzelne*n ermutigen, sich einzubringen.
  • Alex Liu ist ausgewiesene*r Expert*in für gendergerechte Sprache (oder Experte*in)

Inklusive Formulierungen durch direkte Rede

  • Bitte beachten Sie, dass …
  • Ihr Name _______ (statt ‚Name des Antragstellers‘)

Viele weitere Beispiele finden Sie auf externen Webseiten unten unter 'Externe Ressourcen".

Wir freuen uns, wenn Sie uns Praxisbeispiele zusenden, die Sie besonders hilfreich fanden: diversity@fu-berlin.de

Außerdem bieten wir Unterstützung an: Wenn Sie sich weiter informieren oder mit dem Thema Gendern befassen möchten, finden Sie Infos, praktische Tipps und Links zu weiterführenden Handreichungen nicht nur auf dieser Seite sondern auch hier: Diskriminierungssensible Sprache und bei der Toolbox Gender und Diversity in der Lehre. Es finden auch immer wieder Weiterbildungen zu dem Thema statt.  

 

Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Begrifflichkeiten bei diesem Thema. Um sich besser orientieren zu können, haben wir ein Glossar erstellt, das viele Begriffe rund um das Thema Geschlechteridentität erklärt.

Das Wichtigste für einen respektvollen Umgang miteinander ist das Bewusstsein darüber, dass es viele geschlechtliche Identitäten gibt, auch an der Freien Universität. Und dass es möglich ist, alle Menschen durch gendergerechte Sprache in die Kommunikation einzuschließen.

Hier finden Sie weitere Informationen zu geschlechtlicher Identität.

Wir erwarten, dass alle Mitglieder der Freien Universität Berlin das Ziel teilen, die Universität zu einem diskriminierungsfreien und diversitätsgerechten Ort zu machen. Dazu gehört auch das Nachdenken darüber, welche Personengruppen berücksichtigt und welche ausgeschlossen werden – auch sprachlich. Wir hoffen, dass dieses Nachdenken auch im Rahmen des Studiums stattfindet und Studierende sich um eine Sprache bemühen, die gleichzeitig wissenschaftlich exakt und diskriminierungsfrei und diversitätsgerecht ist. Bereits jetzt verwenden viele Studierende der Freien Universität Berlin gendergerechte Sprache.

Regelungen in Satzungen der Freien Universität Berlin, die die Anwendung der gendergerechten Sprache in allen Vorlesungen oder Prüfungen vorschreiben oder die besagen, dass Rechtschreibfehler oder eine fehlerhafte Verwendung von gendergerechter Sprache grundsätzlich zu Punktabzug führen bzw. bewertungsrelevant sind, gibt es nicht.

Inwieweit gendergerechte Sprache in Hausarbeiten oder Klausuren angewendet werden muss, obliegt gemäß dem Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit (Art. 5 Grundgesetz) den Prüfenden und Lehrenden. Sie haben einen Beurteilungsspielraum. Auch wissenschaftliche Qualitätskriterien spielen hier eine Rolle. Aus fachlicher Sicht kann beispielsweise in manchen Zusammenhängen die (sprachliche) Berücksichtigung von Geschlechtervielfalt ein fachliches Leistungskriterium darstellen.

Zum Beispiel vermittelt das Studium der Grundschulpädagogik wissenschaftliche Kenntnisse und praktische Fertigkeiten, um Inhalte und Bildung an Kinder weiterzugeben. Da Kinder sowohl geschlechtlich als auch hinsichtlich anderer sozialer Kategorien vielfältig sind, ist die (auch sprachliche) Berücksichtigung dieser Vielfalt in pädagogischen Praxisfeldern als Kernkompetenz für die erfolgreiche didaktische Arbeit zu betrachten. Somit könnte die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in diesem Fall ein bewertungsrelevantes fachliches Kriterium sein.

In der Rechtsprechung ist anerkannt, dass auch allgemeine Grundkenntnisse und Fähigkeiten (zum Beispiel das Beherrschen der deutschen Sprache) neben dem eigentlichen Ziel der Leistungskontrolle, das im Wesentlichen auf den Nachweis fachlicher Befähigungen und damit zusammenhängender Qualifikationen ausgerichtet ist, abverlangt werden dürfen (vgl. Niehues/Fischer/Jeremias, Prüfungsrecht, 7. Aufl. (2018), Rn. 394 mit Verweis auf OVG Nds., Beschl. v. 17.9.2007 - 2 PA 593/07, NVwZ-RR 2008, 323). Inwiefern die Verwendung von gendergerechter Sprache vergleichbar mit der Beherrschung der Regeln der deutschen Sprache ist, wurde bisher – soweit uns bekannt – noch nicht rechtlich entschieden und ist in der aktuellen Diskussion umstritten.

Geschlechtergerechtigkeit ist eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein durch sprachliche Regeln gelöst werden kann. Studien belegen jedoch, dass Sprache einen großen Einfluss auf unser Denken und unsere Wirklichkeitswahrnehmung hat. Sprache wirkt also in einem Zusammenspiel mit anderen Faktoren.

Somit dürfen unsere Anstrengungen nicht bei der Sprache haltmachen. Die Freie Universität Berlin arbeitet auf vielen Ebenen und in vielfältigen Formen daran, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Sie ist bestrebt, die Verschiedenheit von Menschen anzuerkennen und wertzuschätzen. Abgebaut werden sollen Barrieren, die einer gleichberechtigten Teilhabe aller im Wege stehen – auch auf sprachliche Ebene.

Dieses Engagement wurde in den vergangenen Jahren durch verschiedene Auszeichnungen bestätigt und gewürdigt, zum Beispiel mit dem Zusatz-Prädikat Diversity des TOTAL-E-QUALITY Awards (2017, 2021). Der Freien Universität ist jedoch bewusst, dass noch sehr viel zu tun ist auf dem Weg zu ihren Zielen.

Das Präsidium der Freien Universität hat deshalb im Februar 2021 ein Diversity-Konzept verabschiedet, das Grundsätze, Ziele und Maßnahmen formuliert, die allen Hochschulangehörigen Orientierung geben und Unterstützung bieten sollen, ein diskriminierungsfreies und diversitätsgerechtes Studier-, Forschungs- und Arbeitsumfeld zu schaffen.

Bereits jetzt verwenden viele Angehörige der Freien Universität aus allen Statusgruppen gendergerechte Sprache. Indem Regelungen für die offizielle Kommunikation festgelegt werden, soll diese inklusive Praxis – unserem Leitbild und unseren Diversity-Zielen entsprechend – weiter gefördert und eine einheitliche und transparente Orientierung gewährleistet werden.

Zum verabschiedeten Diversity-Konzept gehört auch die Einrichtung von robusten Ansprech- und Beschwerdestrukturen, über die sich Angehörige bei Problemen Gehör verschaffen können.

Manchmal wird argumentiert, dass eine Mehrheit der Menschen gendergerechte Sprache ablehne. Tatsächlich gibt es Menschen, die sich nicht begeistert äußern, wenn es um das Thema Gendern geht. Auch bestimmte politische Gruppen und Parteien unterstützen genderkritische Positionen.

Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die eine Sprache, die alle Geschlechter einschließt, als sehr wichtig erachten. Darunter sind übrigens nicht nur die Personen, die durch fehlendes Gendern ausgeschlossen werden. Wie viele Personen tatsächlich welche Position vertreten, lässt sich nicht sagen. Außerdem lässt sich Gerechtigkeit nicht durch eine bloße zahlenmäßige Mehrheitsentscheidung festlegen. So schützen beispielsweise das Grundgesetz und die Antidiskriminierungsgesetzgebung ganz besonders die Rechte von Minderheiten.

Die öffentliche Debatte über das Thema Gendern ist aufgeheizt und wird oftmals emotional und zuweilen auch ideologisch geführt. Wir hoffen, dass sich die, die noch skeptisch oder ablehnend sind, überzeugen lassen: indem wir zeigen, wie sich gendergerechte Kommunikation praktisch umsetzen lässt und wie selbstverständlich dies nach einer Weile funktioniert.

Wir freuen uns, wenn wir als Hochschule durch unsere Bemühungen, Menschen aller Geschlechter anzusprechen, Vorbild sein können. Wir erheben aber keinen Anspruch über unser eigenes Wirken hinaus.

Manche befürchten, dass sich Universitäten und die akademische Welt durch das Gendern von der Sprache der Mehrheit immer weiter entfernen. Manchmal wird sogar behauptet, diese sei eine rein akademische Debatte, die anderen aufgezwungen wird. Die Forderung, mit angesprochen zu werden, kommt jedoch vor allem von Menschen, die bislang in vielen Lebensbereichen sprachlich ausgeschlossen wurden. Darunter sind manche, die im akademischen Umfeld tätig sind, aber auch viele, die dies nicht sind.

Der Impuls, sich kritisch mit Geschlecht und Sprache zu befassen, kommt ursprünglich aus der Frauenbewegung und fand so seinen Weg an die Universitäten. Dort findet eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema statt, die wiederum zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung beiträgt.

Universitäten und andere Forschungseinrichtungen sind seit jeher auch gedankliche Ermöglichungsorte – sie waren und sind oftmals Vorreiter: Viele gesellschaftliche Veränderungsprozesse in den vergangenen Jahrhunderten gingen von Universitäten aus oder wurden von ihnen unterstützt. Die Entwicklung von Lösungsansätzen für gesellschaftliche Fragestellungen gehört zu den Aufgaben von Hochschulen (vgl. Berliner Hochschulgesetz § 4).

Ganz gleich, woher die Impulse kommen – Fakt ist, dass wir Begriffe wie Diversity und Inklusion, wenn wir sie ernst meinen, konsequent in die Lebenswirklichkeit überführen müssen, auch innerhalb des Universitätsalltags. Sonst bleibt es bei Lippenbekenntnissen.

Manche Menschen befürchten, dass das Gendern und die Nutzung des Sternchens Nicht-Muttersprachler*innen oder blinde und sehbehinderte Menschen daran hindern, an Informationen teilzuhaben. Dabei wird die Debatte über sprachliche Inklusion und gendergerechte Sprache nicht nur in Deutschland und auch nicht nur unter sehenden Menschen geführt.

Weltweit ist es Menschen ein Anliegen, andere inklusiv und diskriminierungsfrei anzusprechen. Das erfordert in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Herangehensweisen. Natürlich heißt das, dass Menschen, die Deutsch lernen, vielleicht etwas dazulernen müssen, was sie nicht im Sprachkurs vermittelt bekommen haben – aber das tun sie ohnehin jeden Tag. Auch deswegen ist es hilfreich, wenn Regeln klar definiert sind.

Die Regelung der Freien Universität zu gendergerechter Sprache bezieht sich auf die offizielle Kommunikation. Das bedeutet zum Beispiel, dass Formulare und Rundschreiben inklusiv gehalten sind: etwa durch die Anrede „Guten Tag“ und die Verwendung des Asterisks (Dozent*innen). Dieser Sprachgebrauch begegnet uns auch in vielen anderen Zusammenhängen, nicht nur an der Freien Universität.

Die Freie Universität bemüht sich um den Abbau von sprachlichen Barrieren, beispielsweise durch mehrsprachige Formulare sowie durch leicht verständliche und übersichtliche Informationen in deutscher Sprache. Denn sehr lange, verklausulierte Sätze oder die Verwendung vieler Fremdwörter sind oft größere sprachliche Barrieren, als die Verwendung geschlechtsneutraler Bezeichnungen oder des Gendersterns.

Die Verwendung gendergerechter Sprache ist auch keine wesentliche Barriere für sehbehinderte Menschen: Inzwischen können viele Screenreader so eingestellt werden, dass sie mit dem Sternchen gut umgehen können und eine sehr kurze Pause beim Vorlesen machen, so wie auch sonst in der mündlichen Sprache beim Genderstern üblich. Die Freie Universität Berlin hat sich dazu unter anderem mit den Positionen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. auseinandergesetzt. Der Verein spricht sich grundsätzlich für eine gendergerechte Sprache aus und favorisiert inklusive sprachliche Lösungen, die keine Sonderzeichen benötigen, etwa Formulierungen wie „Team“. Wenn eine Kurzform jedoch erforderlich ist, spricht sich der Verein für Sonderzeichen aus, die „konsensual“ sind – also die Verwendung des Zeichens, auf das sich die meisten einigen können, und empfiehlt aktuell den Genderstern. Er rät von der Verwendung des Doppelpunkts ab.

Das Sternchen ist auch dem Rat für deutsche Rechtschreibung zufolge die am häufigsten verwendete Kurzform und kommt so dem Wunsch nach einem Konsenszeichen am nächsten. Auch eine umfassende Studie der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik kommt zu dem Ergebnis, dass die Verwendung des Gendersterns in digitalen Anwendungen zu empfehlen ist.

Mehr Informationen zu barrierefreiem Gendern


 

Sprache ist in ständigem Wandel. Das stellt die Nutzenden vor Herausforderungen. Wir stellen uns diesen Herausforderungen, um unserem Ziel einer geschlechtergerechten Universität näherzukommen.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung spricht sich grundsätzlich für gendergerechte Sprache aus; aber er sieht aktuell noch Herausforderungen bei der Festlegung einer verbindlichen Aufnahme von Sonderzeichen im amtlichen Regelwerk. Der Rat erkennt den Genderstern als die am häufigsten verwendete Kurzform, er kommt so dem Wunsch nach einem Konsenszeichen aktuell am nächsten. Neben Sonderzeichen wie dem Genderstern gibt es natürlich auch andere Möglichkeiten, gendergerecht zu schreiben.

Welche Sprache von wem als holprig, welche Anredeform von wem als höflich wahrgenommen wird, ist sehr subjektiv und kontextspezifisch. Auch dies ist etwas, das sich durch gesellschaftliche Entwicklungen verändert. Natürlich gibt es viele, die sich in einer binären geschlechtlichen Zuordnung wohlfühlen – es gibt aber auch Menschen, auf die das nicht zutrifft. Wenn Sie eine Person ansprechen, von der bekannt ist, dass sie als Frau oder Herr angesprochen werden möchte, ist dies selbstverständlich nicht nur möglich, sondern begrüßenswert. Wenn jedoch Gruppen adressiert werden sollen, bei denen Sie nicht mit Sicherheit wissen, welche geschlechtliche Identität die Einzelnen haben oder wie sie angesprochen werden möchten, soll eine geschlechtsneutrale Anrede verwendet werden. So werden alle Personen eingeschlossen. Auch dies ist ein Aspekt von Höflichkeit. Die geschlechtliche Identität einer Person wird nicht durch die Verwendung einer geschlechtsunabhängigen Ansprache in Frage gestellt.

Die Studierendenverwaltung der Freien Universität verwendet schon lange die Anrede „Guten Tag“, was sich als good practice bewährt hat. Solche Veränderungen sind ebenso wie andere eine Frage der Gewöhnung. Und wer die Gründe kennt, die hinter den sprachlichen Neuregelungen stehen, versteht, dass durch geschlechtsneutrale Ansprache keine Unhöflichkeit beabsichtigt ist.

In Ihrer E-Mail-Signatur, in Briefen, auf Türschildern, zu Lehrveranstaltungsbeginn können Sie eine Anredeform bzw. ein Pronomen, mit dem Sie sich verbinden, bekanntgeben. So teilen Sie anderen aktiv mit, wie Sie in der individuellen Kommunikation angesprochen werden möchten.

Bei der Erarbeitung der Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter und -inklusiver Sprache in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität Berlin wurde unter anderem überlegt, ob es möglich wäre, in den SAP-Datensystemen der Universität eine von Individuen selbstbestimmte geschlechtlich differenzierte Anrede einzuführen. Eine solche Änderung wäre nicht nur von vielen Hochschulangehörigen als Rückschritt empfunden worden, sondern auch mit hohen Kosten und Zeitbedarf verbunden gewesen. Die Regelung zu gendergerechter Sprache in der offiziellen Kommunikation stellt die bestmögliche Lösung dar.

Die Toolbox Gender und Diversity in der Lehre bietet hilfreiche und umfangreiche Informationen über gendergerechtes Englisch, einschließlich Formulierungsvorschläge (z.B. “Dear guests and colleagues” anstelle “Dear ladies and gentlemen”) sowie einen Text auf Englisch über gender- und diversitysensibles Deutsch.

Hier lediglich ein paar Hinweise:

  • Auf Englisch kann das Pronomen “they” im Singular verwendet werden, um anstelle von „he“ oder „she“ eine geschlechtsneutrale Bezeichnung zu verwenden. Z.B. “Anna left their phone on the table. They asked Chris to bring it to them.”
  • Der Begriff “Mrs” bezieht sich ausschließlich auf verheiratete Frauen und entspricht somit nicht “Frau” auf Deutsch, denn auf Deutsch bezieht sich schon lange weder “Frau” noch “Herr” auf den Ehestatus der Person. Der Begriff für unverheiratete Frauen ist “Miss”, wobei es auf Englisch ähnlich altmodisch klingen würde, wie“Fräulein” auf Deutsch. Es ist zunehmend üblich die Bezeichnung “Ms” zu verwenden, also ohne Verweis auf den Ehestatus. Aber insgesamt wird im Englischen weniger Wert auf solche Bezeichnungen gelegt als im Deutschen, und es ist sehr üblich, einfach den Vornamen oder ggf. Vor- und Nachname der Person zu verwenden, oder in formaleren Zusammenhängen ggf. ihren Titel (Dr. bzw. Prof.).
    Gelegentlich wird “Miss” oder “Sir” verwendet, um besonders höflich zu sein, wenn jemand direkt angesprochen wird (verbal), vor allem wenn der Name der Person unbekannt ist (z.B. “excuse me Miss, I think you forgot your phone”). Dies wird nicht empfohlen, denn es basiert in der Regel auf Annahmen über die Geschlechtszugehörigkeit der Person, die ja inkorrekt sein können (und kann altmodisch wirken).


Wenn Sie sich weiter informieren möchten, finden Sie unter Diskriminierungssensible Sprache umfangreiche Informationen, praktische Tipps und Links zu weiterführenden Handreichungen.


Selbstverständlich sollen der bevorzugte Name ebenso wie die geschlechtliche Identität und somit Pronomen einer Person bei der individuellen Kommunikation berücksichtigt werden, wenn Sie diese kennen. Wenn Sie die gewünschte Anrede einer Person nicht kennen oder eine Gruppe adressieren, bei der Sie nicht absolut sicher sein können, dass alle Mitglieder die gleiche Geschlechtsidentität haben, verwenden Sie einfach eine geschlechtsneutrale Anrede, wie zum Beispiel „Guten Tag“ und nutzen Sie Formulierungen, bei denen Sie keine geschlechtsspezifischen Pronomen verwenden müssen, wie zum Beispiel „die Antwort“ anstelle von „ihre bzw. seine Antwort“.

Es ist sehr hilfreich, die Offenheit für eine gewünschte Anrede proaktiv zu signalisieren bzw. zu thematisieren, indem Sie Ihr eigenes Pronomen proaktiv benennen und andere Personen dazu ermutigen. Das können Sie beispielsweise in der E-Mail-Signatur, in Briefen, auf Büroschildern, bei Lehrveranstaltungsbeginn machen.

Zwei Good-Practice-Beispiele für E-Mail-Signaturen

  • Chris Müller (er)
    Teilen Sie mir gerne mit, ob Sie eine bestimmte Anrede bevorzugen
    You are welcome to let me know how you would like to be addressed
  • Meine Pronomen sind sie/ihr
    Die Geschlechtsidentität von Menschen ist weder aus dem Aussehen noch aus dem Namen verlässlich abzuleiten. Gerne können Sie mir mitteilen, wie ich Sie ansprechen darf.

My pronouns are she/her or they
A person’s gender identity cannot be assumed on the basis of their name or their appearance. You are very welcome to let me know how you would like to be addressed.

Weitere Ressourcen der Freien Universität

Externe Ressourcen

Folgende externe Ressourcen könnten ebenfalls nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass sie hier ohne Gewähr geteilt werden.

  • Artikel darüber wie unterschiedliche Sprachen Sexismus fördern (auf Englisch)

Diese Seite wird weiterentwickelt. Wir freuen uns, wenn Sie uns Vorschläge schicken, welche Inhalte Sie auf dieser Seite nützlich finden würden: diversity@fu-berlin.de

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