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Kurz vor der Zielgeraden

Die Studenten Niklas Gerhards und Sven Wang radeln für einen guten Zweck quer durch Europa – und haben ihr Ziel bald erreicht

26.08.2015

Schon jetzt blicken Niklas Gerhards (li.) und Sven Wang froh auf das zurück, was sie geschafft haben: „Wir hatten unglaublich schöne Erlebnisse und haben so viele tolle und gastfreundliche Menschen getroffen!“

Schon jetzt blicken Niklas Gerhards (li.) und Sven Wang froh auf das zurück, was sie geschafft haben: „Wir hatten unglaublich schöne Erlebnisse und haben so viele tolle und gastfreundliche Menschen getroffen!“
Bildquelle: privat

Bloß nicht den Spaß an der Sache verlieren: Die Fisch-Pediküre, die eine Ladenbetreiberin in Helsinki den beiden Studenten aus Mitleid spendierte, sorgte offensichtlich nicht nur für gepflegte Füße, sondern auch für gute Laune.

Bloß nicht den Spaß an der Sache verlieren: Die Fisch-Pediküre, die eine Ladenbetreiberin in Helsinki den beiden Studenten aus Mitleid spendierte, sorgte offensichtlich nicht nur für gepflegte Füße, sondern auch für gute Laune.
Bildquelle: privat

Von Gibraltar über Istanbul bis zum nördlichsten Punkt Europas: 12.000 Kilometer fahren die Studenten Niklas und Sven mit dem Fahrrad, um Flüchtlinge zu unterstützen.

Von Gibraltar über Istanbul bis zum nördlichsten Punkt Europas: 12.000 Kilometer fahren die Studenten Niklas und Sven mit dem Fahrrad, um Flüchtlinge zu unterstützen.
Bildquelle: Sven Wang

Es ist fast geschafft: Nur noch 700 Kilometer trennen die radelnden Studenten Niklas Gerhards und Sven Wang von ihrem Ziel, dem norwegischen Nordkap. In einer Woche wollen sie den nördlichsten Punkt Europas erreicht haben – nach insgesamt 12.000 Kilometern und nicht einmal sechs Monaten Fahrt. Neben den vielen persönlichen Erfahrungen freuen sich Niklas Gerhards und Sven Wang auch über ihren Erfolg bei der Spendensammelaktion: Mehr als 13.000 Euro für die medizinische Versorgung syrischer Flüchtlinge durch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sind bereits zusammengekommen. Die neuesten Nachrichten der beiden erreichten uns jetzt aus Finnland.

Wir melden uns heute aus dem finnischen Rovaniemi, der letzten größeren Stadt auf unserem Weg zum Nordkap. Rovaniemi liegt genau auf dem Polarkreis, und nördlich von hier erwarten uns fast nur noch Wälder, Rentiere und Elche. Seit wir uns am 25. Juli zuletzt gemeldet haben, haben wir Polen verlassen und das Baltikum durchquert. Auch in Finnland haben wir inzwischen mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Doch die größeren Herausforderungen birgt der Norden Finnlands: Es wird kälter, regnerischer, verlassener – und wir machen uns auf einen anstrengenden Endspurt gefasst!

In den vergangenen Monaten haben wir uns immer wieder kleine Aktionen überlegt, um Aufmerksamkeit für die Situation der Syrer in den Flüchtlingslagern zu schaffen und die Spendenaktion voranzubringen. Eine dieser Aktionen war unsere 200-Kilometer-Challenge, welche von unserem Fahrradhersteller Patria mit 400 Euro gesponsert wurde. Wir haben versucht, an einem Tag von dem (von uns wohl meist falsch ausgesprochenen) Dorf Szczucyn in Polen nach Kaunas in Litauen zu fahren. Das hat uns mehr an unsere Grenzen gebracht als wir erwartet hatten: Auf der zweiten Streckenhälfte begleitete uns acht Stunden lang eine Regen- und Gewitterfront, und wir mussten einen Umweg fahren, da uns die große Straße bei diesen widrigen Bedingungen zu gefährlich war. Als wir schließlich nach 222 Kilometern am Ziel ankamen, waren wir völlig erschöpft und unterkühlt. Wie anstrengend die Fahrt für uns war, sieht man in einem kurzen Video, das Sven zeigt, als er nach 210 Kilometern kaum noch aufstehen und auf das Fahrrad steigen konnte. Aber wir haben es geschafft und konnten mit der Aktion insgesamt 1.300 Euro sammeln!

Von Kaunas aus sind wir nach Riga und von Riga nach Tallinn gefahren. Von dort haben wir die Fähre nach Helsinki genommen. Die regnerischen Wochen im Baltikum und die 200-Kilometer-Fahrt saßen uns immer noch tief in den Knochen, sodass wir in Helsinki bei Niklas‘ Cousin ein Wochenende lang neue Kräfte geschöpft haben. Es war ein sehr erholsames Wochenende, vor allem für unsere geschundenen Füße! Die Besitzerin eines Fisch-Pediküre-Ladens in der Nachbarschaft bot uns beim Anblick unserer Füße aus Mitleid eine kostenlose Behandlung an. Eine ganz neue Erfahrung, wie man auf dem Foto sieht.

Von Helsinki aus sind wir über Tampere und Oulu in Richtung Lappland gefahren. Die Finnen sind ein liebenswürdiges Volk: Sie sind mit sich selbst sehr kritisch, äußerst bescheiden und behaupten häufig von sich selbst, dass sie nicht gut Englisch sprächen und nicht gastfreundlich seien. Von wegen: Nach unserer Erfahrung ist das Gegenteil der Fall! Die Menschen, denen wir hier begegnen, sind zwar zunächst ziemlich schüchtern, aber wenn wir die Initiative ergreifen und sie auf der Straße ansprechen, sind sie umso herzlicher.

In den vergangenen vier Wochen konnten wir etwas mehr als 4.000 Euro sammeln, was uns sehr gefreut hat! Unter anderem durften wir während der Abschlussveranstaltung der Europäischen Talent-Akademie Lindau, einer Schülerakademie, an der Sven 2010 teilgenommen hatte, Spenden sammeln. Wir konnten natürlich nicht persönlich hinreisen, haben aber eine Videobotschaft für die Feier aufgenommen. An diesem Abend wurden allein 1.015 Euro gesammelt!

Wir sind nun auf der Zielgeraden – und zwar im doppelten Sinne: Unser Plan war es, durch ganz Europa zu fahren, von Gibraltar über Istanbul bis zum Nordkap. Jetzt trennen uns nur noch 700 Kilometer vom Nordkap, und wir wollen in sieben Tagen dort eintreffen. Wir haben dann 12.000 Kilometer mit dem Fahrrad hinter uns gebracht, unglaublich schöne Erlebnisse und so viele tolle und gastfreundliche Menschen getroffen.

Das zweite Ziel bezieht sich auf die Spendengelder, die wir sammeln möchten. Wir wollten mindestens 15.000 Euro für syrische Flüchtlinge einfahren. Das ist uns fast gelungen. Es fehlen nicht nur noch wenige Kilometer, sondern auch nur noch wenige Euro. Wir sind also sehr zuversichtlich, dass wir beide Ziele erreichen werden. Und wenn sogar mehr als 15.000 Euro zusammenkämen, wäre das umso schöner.

Weitere Informationen

Campus.leben begleitet Niklas Gerhards und Sven Wang auf ihrer Reise: Einmal im Monat sprechen wir mit den beiden Studenten über ihre Eindrücke und Erlebnisse und veröffentlichen diese im Online-Magazin.