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Energieversorgung

Vorläufigen Prognosen zufolge muss die Freie Universität Berlin von einer massiven Steigerung der Energiekosten im Jahr 2023 ausgehen, nachdem die Energietarife bereits im Jahr 2022 um durchschnittlich rund ein Viertel gestiegen sind. Eine Verdoppelung der Energiekosten 2023 ist nach gegenwärtigem Informationsstand nicht auszuschließen. Es ist jedoch eine sehr unterschiedliche Tarifentwicklung bei den einzelnen Energieträgern zu erwarten.

Mit Blick auf das Jahr 2023 muss mit den höchsten Steigerungsraten beim Erdgas gerechnet werden – auch wenn gegenwärtig eine deutliche Entspannung in den Erdgasmärkten zu sehen ist. Da die Wärmeversorgung der Universität zu rund einem Drittel direkt auf Erdgas beruht und zu rund zwei Drittel auf Fernwärme, die wiederum zu einem hohen Teil in erdgasbasierten Wärmekraftwerken erzeugt wird, wird sich die allgemeine Energiepreisentwicklung absehbar auch in den Energiekosten der Universität niederschlagen.

Die Kostensteigerungen lassen sich aber noch nicht genau beziffern, da das Land Berlin – die Freie Universität zählt wie alle Berliner Hochschulen zum Beschaffungspool des Landes – gegenwärtig die Beschaffung der diversen Energieträger organisiert. Die Tarife für das jeweils kommende Jahr werden von der Energiewirtschaftsstelle des Landes an die Berliner Hochschulen Ende November oder Anfang Dezember übermittelt.

Da die Stromkosten in der Vergangenheit fast zwei Drittel der gesamten Energiekosten ausmachten, wird die Steigerungsrate der Stromtarife für die künftigen Energiekosten der Universität eine besondere Bedeutung einnehmen.

Etwa ein Drittel der genutzten Energie an der Freien Universität basierte 2021 auf Strom – das waren fast 37 Millionen Kilowattstunden (kWh). Fast ein Viertel ihres Energiebedarfs deckte die Hochschule mit Gas – rund 27 Millionen kWh. Etwa 43 Prozent des Energieverbrauchs beruhte auf Fernwärme – knapp 49 Millionen kWh.

Die Abhängigkeit der Freien Universität von Erdgas ist also sehr hoch, vor allem bei der Wärmeversorgung. Rund ein Drittel des Wärmeverbrauchs der Freien Universität beruht auf Erdgas, zwei Drittel basieren auf Fernwärme, von der wiederum mehr als die Hälfte auf erdgasbasierten Kraftwerken (mit Kraftwärmekopplung) beruhen.

Energiebezug

Energiebezug
Bildquelle: Susanne Wehr

Die Freie Universität kann kurzfristig nur sehr eingeschränkt Erdgas und Fernwärme durch andere Energieträger ersetzen. Die Universität betreibt gegenwärtig vier Blockheizkraftwerke, die den Brennstoff Erdgas sehr effizient nutzen, da diese Wärme und Strom gleichzeitig erzeugen. Auch die Fernwärme beruht in Berlin überwiegend auf einer hocheffizienten kraftwärmegekoppelten Energieerzeugung.

Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen sind mittel- und langfristig die besten Optionen, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Dies spricht aus Sicht der Freien Universität für einen zügigen Bau von weiteren Solaranlagen auf dem Campus. Bei der Wärmeversorgung gibt es bislang allerdings keine schnellen und effizienten Alternativen zu Erdgas und Fernwärme. Die Freie Universität bezieht bereits seit 2010 – als Teil der Strombeschaffung des Landes Berlin – Strom aus ausschließlich erneuerbaren Energiequellen. Dies geht auf eine Entscheidung des Berliner Abgeordnetenhauses zurück.

Gegenwärtig wird an der Hochschule ein Vorhaben zur Kreislaufnutzung organischer Abfälle (zum Beispiel Strauch- und Baumschnitt, Dung) geprüft. Dabei geht es um die Erzeugung von Pflanzenkohle und die gleichzeitige Nutzung der für die Karbonisierung benötigten Wärme als Raumwärme. Dieses Vorhaben zählt aus Klimaschutzsicht zu den sogenannten negativen Emissionstechnologien und ist Teil der Klimaneutralitätsstrategie der Universität. In den zwei bevorstehenden Wintern der Jahre 2022/2023 und 2023/2024 kann das Vorhaben aber noch nicht zum Einsatz kommen.

Der Freien Universität ist es mit einem Bündel unterschiedlicher Maßnahmen und Anreizsysteme gelungen, den campusbezogenen Strom- und Wärmebezug seit dem Winter 2000/2001 beträchtlich zu reduzieren – um rund 30 Prozent (ohne den Flächenzuwachs sogar um etwa 34 Prozent).

Der Bezug von Strom und Fernwärme konnte gedrosselt werden. Heizöl wird inzwischen fast gar nicht mehr eingesetzt. Die Bezüge von Erdgas haben sich im Verlauf der Jahre um fast 14 Prozent erhöht; dies liegt an der Umstellung von zuvor heizölversorgten Gebäuden auf Erdgas, was aus Klimaschutzperspektive zu zusätzlichen Einsparungen an Kohlendioxid (CO2) geführt hat.

Zu berücksichtigen ist bei der Entwicklung des Energieverbrauchs, dass dieser in den pandemiegeprägten Jahren 2020 und 2021 um lediglich 4,7 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen ist.

Bei allen Energieträgern sank der Verbrauch an der Freien Universität.

Bei allen Energieträgern sank der Verbrauch an der Freien Universität.
Bildquelle: Susanne Wehr

Die Energiepreise sind in den vergangenen 20 Jahren insgesamt gestiegen, wobei die Steigerungsraten beim Strom besonders hoch waren. Zahlte die Universität 2003 etwa noch durchschnittlich 8,6 Cent für eine Kilowattstunde Strom, so waren es im Jahr 2021 schon 21,7 Cent. Dies entspricht einer Steigerung von mehr als 150 Prozent. Bei Erdgas und Fernwärme lag der Zuwachs in diesem Zeitraum nur bei rund 70 beziehungsweise 40 Prozent. Allerdings lagen die Tarife beider Energieträger zwischenzeitlich höher. Trotz der erheblichen Energieeinsparungen der Freien Universität von insgesamt 30 Prozent sind die Energiekosten deshalb gestiegen, und zwar um rund 45 Prozent.

Dies lässt aber auch folgende Feststellung zu: Hätte die Freie Universität keine 30 Prozent Einsparungen erzielt, so hätte sie 2021 rund 6 Millionen Euro mehr für ihren Energiebedarf zahlen müssen. Die Energieeinsparungen der Vergangenheit stärken also spürbar die Resilienz der Universität in dieser herausfordernden Situation.

Entwicklung der Energiepreise

Entwicklung der Energiepreise
Bildquelle: Susanne Wehr

Ja, die Universität hat bereits 2001 ein umfassendes Energiecontrolling eingeführt, sodass die Strom- und Wärmeverbräuche der einzelnen Institutsgebäude bereits seit rund zwei Jahrzehnten vorliegen.

Seit 2017 verfügt die Universität über eine Online-Energieerfassung, in die fast alle Gebäude eingebunden sind. Abweichungen und Auffälligkeiten beim Energieverbrauch können deshalb sehr schnell erkannt werden, und entsprechende Gegenmaßnahmen können eingeleitet werden.

Die wichtigsten Kennzahlen des Energieverbrauchs werden in den regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichten veröffentlicht, die alle zwei Jahre erscheinen, und jährlich in Umwelterklärungen.

Das Energiemonitoring ist die wichtigste Säule des universitären Energiemanagements. Erfasst wird der Energieverbrauch fast aller Universitätsgebäude bereits seit vielen Jahren. Die Universität verfügt außerdem über ein Prämiensystem zur Energieeinsparung, das die Fachbereiche in die Lage versetzt, mit Energieeinsparungen Geld einzunehmen.

Wenn man erfolgreich Energie einsparen möchte, sollte man generell Technik, Organisation und Verhalten im Zusammenhang sehen. Selbstverständlich geht es um eine effiziente Technik – also etwa Heizungs- und Lüftungsanlagen, die technisch auf dem neuesten Stand sind und effizient geregelt werden. Jedoch können auch die Universitätsangehörigen mit ihrem Verhalten etwas tun. Beschäftigte können beispielsweise die Thermostate in ihren Räumen möglichst bedarfsgerecht regulieren, also herunterdrehen, wenn sie abends ihren Raum verlassen.

Die Naturwissenschaften weisen aufgrund ihrer energieintensiven Ausstattung mit Laboren, Abzügen, Gewächshäusern, Phytokammern, Autoklaven und anderem einen wesentlich höheren spezifischen Energiebedarf aus als etwa die Sozial- und Geisteswissenschaften oder die Verwaltungsgebäude. Während die Verwaltungsgebäude je nach deren Alter und Zustand einen Wärmeverbrauch zwischen 30 kWh und etwa 120 je Quadratmeter und Jahr aufweisen, liegen die meisten naturwissenschaftlich genutzten Gebäude zwischen 140 kWh und 300 kWh je Quadratmeter und Jahr. Einige liegen sogar noch deutlich höher.

Spezifische Energieverbräuche sagen jedoch noch nichts aus über tatsächlich vorhandene Energiesparpotenziale, da diese von einer Vielzahl von Faktoren abhängen wie beispielsweise dem Gebäudezustand, der Regelungsfähigkeit von Anlagen oder dem Potenzial organisatorischer und verhaltensbezogener Einflussmöglichkeiten auf den Energieverbrauch. In der Regel bedarf es deshalb detaillierter Analysen unter Einbeziehung der Arbeitsbereiche, um Einsparpotenziale zu identifizieren und entfalten zu können.

Ja. Durch das Energiemonitoring sind die Strom- und Wärmeverbräuche der Universitätsgebäude sehr gut bekannt, auch langjährige Verbrauchsentwicklungen können dargestellt werden. Das Monitoring versetzt die Fachbereiche und die Universität in die Lage, die Wirkungen der nun beschlossenen Energiesparmaßnahmen schnell zu erkennen und zu überprüfen.

Die Struktur des Stromverbrauchs an der Freien Universität ist sehr gut bekannt. Der Lastgang der Institutsgebäude am Hauptcampus in Dahlem ist beispielsweise seit Semesterstart dadurch gekennzeichnet, dass an Werktagen morgens ab 6 Uhr die Stromlast stark ansteigt und in der Spitze um die Mittagszeit 4,7 bis 5,3 Megawatt (MW) erreicht. Nach 16 Uhr fällt die Lastlinie wieder steil ab bis zu einer Grundlast von etwa 2,5 bis 2,7 MW, die auch an den Wochenenden leicht vermindert bestehen bleibt. Dies bedeutet: Etwas mehr als die Hälfte des Strombedarfs der Universität fällt rund um die Uhr an.

Die vermeintlich hohe Grundlast erklärt sich vor allem aus dem durchgehenden IT-Bedarf in den Serverzentren, Sicherheitsbeleuchtung, Heizungspumpen und dem Grundlüftungsbedarf in Laboren und Gefahrstofflagern. Generell ist die hohe Grundlast aber auch ein Hinweis darauf, dass möglicherweise mehr Geräte durchlaufen als wirklich benötigt werden. Deshalb ist es besonders wichtig, Büro- und Laborgeräte bei Dienstende und am Wochenende konsequent abzuschalten – das gilt auch für den sogenannten Stand-by-Verbrauch.