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Gebäude der Freien Universität Berlin in Dahlem

Das Hörsaalgebäude Henry-Ford-Bau der Freien Universität in den 1960er Jahren

Das Hörsaalgebäude Henry-Ford-Bau der Freien Universität in den 1960er Jahren
Bildquelle: Reinhard Friedrich

Die Rostlaube in den 1970er Jahren

Die Rostlaube in den 1970er Jahren
Bildquelle: Reinhard Friedrich

Die Rostlaube nach der Sanierung 2006

Die Rostlaube nach der Sanierung 2006
Bildquelle: Reinhard Görner

Luftblick im Jahr 2008 auf die Rost- und Silberlaube mit Philologischer Bibliothek

Luftblick im Jahr 2008 auf die Rost- und Silberlaube mit Philologischer Bibliothek
Bildquelle: Bavaria Luftbild

Dahlem hatte sich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts zum Wissenschaftsstandort entwickelt. Die Preußische Kultusverwaltung verfolgte die Absicht, hier ein „deutsches Oxford“ entstehen zu lassen. In verschiedenen Masterplänen wurde eine aufgelockerte, an die Topographie angepasste Bebauungsstruktur konzipiert. In großzügiger, ästhetisch ansprechender Parklandschaft sollten Gebäude für die Wissenschaft errichtet werden, aber auch mit Forschungsaufgaben betraute Museen oder vergleichbare Institutionen.

So entstanden etwa das Astronomische Rechen-Institut (Altensteinstraße 40), der Botanische Garten, das Entomologische Museum (Ehrenbergstraße 26/28), das Geheime Preußische Staatsarchiv und das Völkerkundemuseum. Die 1911 gegründete Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (nach 1948: Max-Planck-Gesellschaft) etablierte hier ihre ersten Institute und ließ Gebäude errichten. Für die Wohnbebauung wurden klare Regeln aufgestellt: Die Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem – kurz: Domänenrat –, die dem Preußischen Ministerium für Finanzen und dem Preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten unterstand, stellte Grundstücke zur Verfügung, deren Erwerber sich verpflichteten, Villen oder Landhäuser zu bauen und diese selbst zu bewohnen.

Auf diese Weise sollte der Spekulation vorgebeugt werden, und es bildete sich eine sozial homogene Bevölkerungsstruktur im Stadtteil aus. Die Humboldtstraße, deren Namen so passend für die verschiedenen hier später angesiedelten Institute der Freien Universität gewesen wäre, wurde bereits 1934 nach dem Botaniker Simon Schwendener umbenannt.

Als sich 1948 die Freie Universität Berlin in diesem Umfeld etablierte, geschah dies in der Anfangsphase durch intensive Verständigung mit den Vertretern der US-amerikanischen Besatzungsmacht. Diese hatte unmittelbar nach Kriegsende einzelne Objekte beschlagnahmt, war inzwischen aber im Begriff, sie wieder aufzugeben und stellte sie der neugegründeten Universität zur Verfügung. In den 1950er Jahren wuchsen die Freie Universität und ihr Ansehen im In- und Ausland rasch – und so übernahm die Universität weitere Liegenschaften.

Zugleich wurde in einer ersten Entwicklungsstufe das Areal um die Garystraße als zentraler Campus ausgewiesen. Das Hörsaalgebäude Henry-Ford-Bau mit dem Auditorium maximum – heute: Max-Kade-Auditorium – entstand wie auch die Universitätsbibliothek in den Jahren 1952 bis 1954. Kurz zuvor war nach den Plänen von Hermann Fehling und Peter Pfankuch die Mensa in der Van’t-Hoff-Straße 6 errichtet worden.

Weitere Neubauten kamen hinzu, so die für die juristische und die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, die zwischen 1957 und 1959 errichtet wurden, sowie jene für das Osteuropa- und das Otto-Suhr- Institut in den Jahren 1959 bis 1962. Damit wurde dem Bedarf für einige der größeren Fächer entsprochen; für die sogenannten Kleinen Fächer wurden meist Einzellösungen in vorhandenen Bauten favorisiert.

Die beständig wachsende Universität konnte mit der Nutzung von Einzelgebäuden jedoch dem tatsächlichen Raumbedarf bei Weitem nicht entsprechen. Im Rahmen eines weiteren Entwicklungsplans wurde deshalb in den Jahren 1967 bis 1973 ein Neubau für die Geisteswissenschaften an der Habelschwerdter Allee 45 errichtet. Die Architekten dieses Gebäudes, Georges Candilis, Alexis Josic und Shadrach Woods unter Mitwirkung von Manfred Schiedhelm, verfolgten die von dem Architekten und Stadtplaner Le Corbusier beeinflusste Idee von der Universität als „Stadt in der Stadt“.

In ebenmäßige Raster untergliedert, sollte gleichsam hierarchielos von allen Seiten der Zu- und Durchgang gewährleistet werden. Perspektivisch sollte sich das bauliche Gesamtgebilde in seiner Endstufe von der U-Bahntrasse bis zur Altensteinstraße erstrecken – ohne Rücksicht auf die bereits vorhandene Bebauungsstruktur. Folgerichtig wurden auch die Bezeichnungen für das gliedernde Wegesystem innerhalb des Baukomplexes als J-/K-/L-Straßen belegt, also mit Buchstaben aus der Mitte des Alphabets.

Für die Gestaltung der Fassade zeichnete maßgeblich Jean Prouvé verantwortlich; die gewählte Beschichtung aus Cortenstahl entwickelte jedoch nicht, wie eigentlich beabsichtigt, einen stabil bleibenden Rostbezug, sondern zersetzte sich weiter. Schon bald wurde der Name „Rostlaube“ geprägt. Und es war nur konsequent, dass sich für den Ergänzungsbau, der 1975 bis 1979 errichtet wurde, mit seiner in Aluminium ausgeführten Hülle der Name „Silberlaube“ durchsetzte. Dieser Bau bildete die erste Erweiterungsstufe des Kerns.

Die Naturwissenschaften wurden im Gebiet zwischen Fabeck-, Königin-Luise- und Altensteinstraße angesiedelt. Die Frage, wo die Universität ihren zentralen Campus lokalisieren sollte, wurde mehrfach und mit unterschiedlichen Konzepten angegangen, ohne dass sich eine Lösung konkretisierte.

Die weitere Bauplanung für die Kultur- und Geisteswissenschaften war lange ungewiss, und so richteten sich die Kleinen Fächer für viele Jahre in den Villen und Landhäusern ein. Hier bewahrheitete sich, dass Provisorien oft sehr beständig sind, auch wenn die zum Teil langen Wege, die von einem Institut zum anderen zurückzulegen waren, im Universitätsalltag durchaus als Hemmnis empfunden wurden.

Wechselnde Studierendenzahlen machten es erforderlich, dass sich auch die Institute anpassten oder räumlich konzentrierten. In der Folge waren dann gerade die Kleinen Fächer immer wieder von Umzügen betroffen, weil diese mit ihrem geringeren Raumbedarf leichter umgesetzt werden konnten.