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Stipendienprogramm für Promovierende mit Interesse an Europa

Seit Oktober können sich Doktorand*innen wieder um Plätze im Europaeum-Stipendienprogramm bewerben – gesucht werden Menschen, die das Leben von Europas Bürger*innen verbessern wollen und gerne fachübergreifend Projekte entwickeln

11.10.2023

Alix Ricaus (rechts) und Keith Prushankin sind Stipendiaten des Hochschulnetzwerks Europaeum

Alix Ricaus (rechts) und Keith Prushankin sind Stipendiaten des Hochschulnetzwerks Europaeum
Bildquelle: Nora Jacobs

„Worte können gar nicht beschreiben, wie toll ich dieses Programm finde“, sagt Europaeum-Stipendiatin Alix Ricau. Die Doktorandin an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien der Freien Universität Berlin ist zusammen mit 35 weiteren Stipendiat*innen in der dritten Europaeum-Kohorte. Ziel des zweijährigen studienbegleitenden Programms: Promovierende über Vernetzung und Weiterbildung zu befähigen, das Leben europäischer Bürger*innen zu verbessern.

Zu diesem Zweck absolvieren die Stipendiat*innen sieben etwa fünftägige Module, in denen sie unter anderem Führungskompetenz erwerben und Kontakt zu Entscheidungsträger*innen aus der Politik aufnehmen. Die Module finden an unterschiedlichen Universitäten statt, insgesamt nehmen 19 europäische Universitäten teil.

Von Umweltschutz bis Datensicherheit

„Die persönlichen Kontakte sind für mich das Wichtigste, die Leute sind einfach toll, mit allen will ich in Verbindung bleiben“, sagt Alix Ricaus Mitstipendiat Keith Prushankin. Er studiert an der Freien Universität für ein PhD in Political Science, im Exzellenzcluster „Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)“, das die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die liberale Ordnung analysiert.

„Alix hätte ich zum Beispiel ohne das Europaeum-Programm nicht kennengelernt. Sie macht Literaturwissenschaft, ich Politikwissenschaft – da unternimmt man in der Regel nicht viel gemeinsam, auch wenn man an derselben Uni studiert“, erzählt Keith Prushankin.

„Es ist toll, wie sich bei der Projektarbeit Studierende aus so unterschiedlichen Fachbereichen wie Musik und Computerwissenschaft zusammenfinden, weil sie ein gemeinsames Interesse haben, zum Beispiel an erneuerbaren Energien“, sagt Alix Ricau.

In kleinen Gruppen erstellen die Stipendiat*innen eine Abschlussarbeit. Die Themen reichen von Kultur über Umweltschutz bis Datensicherheit. Bedingung ist lediglich, dass die Konzepte das Leben für die Bürger*innen Europas einfacher machen sollen.

Stipendien für Europas Zukunft

Alix Ricaus Gruppe hat sich an das Thema „erneuerbare Energien“ gemacht. Sie hat Vorschläge erarbeitet, wie einzelne Bürger*innen effektiv eigene Energie erzeugen können, zum Beispiel durch Solarmodule auf Balkonen und Dächern.

Keith Prushankin und sein Team befassen sich mit „digitalen Partizipationsmöglichkeiten“. Dabei geht es darum, wie die Webseiten der EU-Institutionen übersichtlicher gestaltet werden und wie Menschen auf digitalem Weg besser an Entscheidungsprozessen teilnehmen können.

Suchen Lösungen für europäische Fragen: Stipendiatinnen und Stipendiaten des Europaeum-Netzwerks

Suchen Lösungen für europäische Fragen: Stipendiatinnen und Stipendiaten des Europaeum-Netzwerks
Bildquelle: Nora Jacobs

Neben dem Erarbeiten des eigenen Projekts besuchen die Stipendiat*innen internationale Institutionen, damit sie hautnah mehr über Gesetzgebungsprozesse erfahren können. „Wir waren zum Beispiel bei den Vereinten Nationen und der Welthandelsorganisation in Genf“, sagt Alix Ricau. Sie treffen sich auch mit Journalist*innen, Geschäftsleuten sowie mit Vertreter*innen von Nichtregierungsorganisationen und kulturellen Institutionen, um über Europas Probleme und mögliche Lösungen zu diskutieren.

Das ist auch ein Faktor, der Keith Prushankin dazu bewogen hat, sich zu bewerben: „Ich wollte Wege finden, wie ich meine akademischen Recherchen im alltäglichen Leben zum Tragen bringen kann“, sagt er.

Förderung der Talentierten und Engagierten

„Unser Stipendienprogramm ist heute wichtiger als je zuvor“, betont Tracey Sowerby, die Leiterin des Stipendienprogramms. „Der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine haben aktuell großen Einfluss auf die politische Landschaft der Mitgliedsländer der Europäischen Union“, sagt sie. „Der Krieg zwingt uns dazu, uns mit Fragen der Energieversorgung zu befassen. Eine andere Frage: Was bedeuten die Mitgliedsanträge von Georgien, Moldawien und der Ukraine für die EU? Wie kann die Politik auf solche Herausforderungen reagieren?“ Auch darüber sollen sich die Stipendiat*innen austauschen.

„Wir wollen den talentiertesten und engagiertesten Promovierenden die Möglichkeit bieten, ihre Kompetenzen zu erweitern, in der Hoffnung, dass sie diese im Laufe ihres Berufslebens dafür einsetzen, das Leben für Menschen in Europa zu verbessern“, erläutert Tracey Sowerby.

Das Stipendium ist nicht mit einer bestimmten Summe dotiert, deckt aber die Kosten für Unterkunft, Essen, Reise und Unterricht ab. Der neue Jahrgang beginnt im März 2024. Eine Bewerbung ist ab sofort möglich.

Weitere Informationen

Das Europaeum ist ein Zusammenschluss von 19 europäischen Universitäten, der sich für die Nachwuchsförderung in der Wissenschaft engagiert und für die europäische Integration eintritt. Durch gemeinsame Summer Schools, internationale Konferenzen, Publikationen und gemeinsame Lehrveranstaltungen wird die Kooperation in Forschung und Lehre der Partnerinstitutionen gefördert, ein europäisches akademisches Netzwerk gebildet und künftige Führungskräfte für Europa unterstützt. Die Freie Universität ist seit 2019 Mitglied.