Springe direkt zu Inhalt

Allgemeine Hinweise zur Wahrnehmung von Heterogenität

In der Lehre erfahren wir immer wieder, dass jede Veranstaltung anders verläuft. Ursache hierfür können zahlreiche Rahmenbedingungen der konkreten Lehrveranstaltung, wie Gruppengröße oder Infrastruktur, sein. Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor ist eine zunehmend heterogene Studierendenschaft.

Selbstreflexion

Fragen Sie sich selbst: Welche Rolle als Lehrende/r bringe ich aufgrund meiner soziokulturellen Herkunft, Geschlechtsidentität, Hautfarbe, religiösen Weltanschauung/Verortung etc. mit? Welche Rolle spielen solche Merkmale der Studentinnen und Studenten für mich? Welches Bild habe ich von einer/einem „guten“ Lernenden? Bin ich mir der unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewusst? Nehme ich alle Beiträge gleich ernst? Wem gewähre ich mehr Rederecht?

Reflektieren Sie die Wertigkeit der eigenen Wissenschaftskultur bzw. diversitätssensible Inhalte in der Lehre: Welche gesellschaftlichen Modelle und Werte werden durch die verwendeten Texten und Materialien transportiert? In welchen kulturellen Kontexten ist ihre Entstehung zu verorten? Wie sehen Studentinnen und Studenten aus verschiedenen kulturellen Hintergründen diesen jeweiligen Ausschnitt? Wie sind sie selber darin repräsentiert? Welchen diskursiven Regeln folgen wir in unseren Diskussionen?

Didaktik

Eine diversitätsgerechte Lehre zielt weniger auf den Ausgleich von Nachteilen, die sich aus individuellen Lebenssituationen, Studienkontexten und Lernbedarfen ergeben können. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Chance, die Potentiale einer heterogenen Studierendengruppe kreativ und effektiv zu nutzen: Beispielsweise eine besonders hohe individuelle Motivation und Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein, Gewissenhaftigkeit, ausgeprägter Teamgeist, innovative Lösungsvorschläge etc. Indem Sie die Vielfältigkeit, die Ihre Studentinnen und Studenten mitbringen, aktiv in Ihre Lehre, Themen und Fragestellungen integrieren, werden Sie die unterschiedlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ihrer Veranstaltungen direkt erreichen und somit differenziertere Beiträge und Diskussionen erzielen.

Bereits mit einfachen Mitteln können Sie die Partizipation von Studentinnen und Studenten mit besonderen Bedarfen unterstützen:

  • Sichern Sie barrierefreie Zugänge zu den Räumen und stellen Sie eine Barrierefreiheit der eingesetzten Medien und didaktischen Methoden her.
  • Signalisieren Sie Ihre Gesprächsbereitschaft bereits zu Beginn des Semesters in Ihren Veranstaltungen. Etwa durch einen kurzen Satz: „Wenn Sie aufgrund einer besonderen Studiensituation, wie der zusätzlichen Pflege von Angehörigen Unterstützung benötigen, sprechen Sie mich bitte an – gerne auch außerhalb der Lehrveranstaltung.“
  • Weisen Sie auf die Möglichkeit von Nachteilsausgleichen hin.
  • Stellen Sie Skripte, Literaturlisten, Referatsthemen etc. frühzeitig zur Verfügung, wenn möglich in der zentralen Lernplattform Blackboard.
  • Verbalisieren Sie das Visuelle und visualisieren Sie das Verbalisierte.
  • Beachten Sie gendergerechte Formulierungen.
  • Würdigen Sie Redebeiträge. Sprechen Sie Studentinnen und Studenten möglichst mit ihren Namen an.
  • Fordern Sie zurückhaltende Studentinnen und Studenten zur Leitung von AGs, Workshops etc. auf.
  • Rekapitulieren Sie die Diskussionsergebnisse der letzten Sitzung.
  • Ermöglichen Sie flexible Anwesenheitsregelungen.

Beratung

Auch in der Beratung werden wir zunehmend mit den Herausforderungen von Diversität konfrontiert. Studentinnen und Studenten thematisieren Ihre persönlichen Voraussetzungen, die sich – oft negativ – auf den individuellen Studienverlauf auswirken. Hier ist zum einen die Information über die zentralen Anlauf- und Beratungseinrichtungen der Freien Universität Berlin unabdingbar. Zum anderen können Sie die Studierenden unterstützen, indem Sie aktiv zuhören und ggf. persönliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die Studentinnen und Studenten gewinnen.